Es ist 05:43 Uhr morgens als The Messenger offiziell beginnt. Bereits jetzt ist es sommerlich warm. Ich liege noch im Bett, versuche zu schlafen. Später dann, auf meinem Fußweg in das Stadtzentrum, höre ich mir die Sprachaufnahme als Endlosschleife wieder und immer wieder an. Normalerweise läuft auf meinen Kopfhörern Musik. Doch das ist nun anders. Eine weibliche Stimme spricht in einer mir nicht bekannten Sprache zu mir. Die Nachricht kann ich bereits nachsprechen. Was sie bedeutet, weiß ich jedoch noch nicht. Ich trage die Stimme, die Sprache und die Message gedanklich durch den Tag. Es ist 17:23 Uhr, 32 Grad Celsius, schwül heiß. Am Stephansplatz entscheide ich mich, die U-Bahn zu nehmen. Auf der Rolltreppe fahren mir viele Menschen entgegen. Plötzlich kommt mir der Gedanke, dass ich noch niemanden angesprochen habe. Ich blicke in die müden Gesichter der Fahrgäste, die ich trotzt der getragenen Masken ausmachen kann. Ich erwische mich dabei, wie ich versuche, über das Aussehen der Personen Rückschlüsse auf deren Sprachkenntnisse zu schließen. Da ich diesen Gedanken schrecklich finde, treffe ich beim Einsteigen in die U-Bahn eine Entscheidung: Ich möchte als ersten Schritt durchs Hören zu den Menschen finden und dadurch dann Kontakt mit ihnen aufnehmen. Der Gedanke gefällt mir. Mir wird schlagartig bewusst, wie viele Sprachen ich gleichzeitig während dieser Fahrt auf meiner Stammlinie, der U3, hören kann. Ich wechsle nach einer Weile den Platz, gehe im Wagon immer wieder ein Stück weiter, in der Hoffnung, eine neue Sprache zu entdecken. An meiner Station bin ich bereits vorbeigefahren. Bei der Endstation habe den Zug gewechselt, um dann in die andere Richtung zurück zu fahren. Gespannt und angestrengt höre ich Wortfetzen in circa 8 bis 10 Sprachen. Ich versuche eine Ähnlichkeit mit jener Sprache zu finden, die ich suche. Nach zwei Stunden konzentriertem Lauschen ist mein Kopf voll. Ich steige aus und gehe nach Hause. Die vielen kleinen Gesprächssplitter hallen in mir wie ein Echo nach und geben mir das Gefühl, als hätte ich heute selbst besonders viel erlebt. Gerade höre ich mir wieder die Message an. Sie soll sich wie eine Melodie in meine Ohren legen. Morgen möchte ich mich weiter durch die Stadt lauschen. Neue Linie. Neue Menschen und vielleicht sogar die erste Person, die mir weiterhelfen kann.