Es ist später Abend. Ich bin auf dem Nachhause-Weg. Zu fuß. Gedanklich bin ich noch in einem anderen Kosmos. Ich hatte ein Arbeitstreffen mit meiner Musikerin. Es geht um mein neues Stück. Das Treffen lief sehr produktiv. Ich bin noch ganz beschwingt. Diese kreative Energie möchte ich bis nach Hause behalten. Nur keine unnötige Ablenkung jetzt, sage ich mir selbst. Mein Blick schweift dabei gerade über den großen Vorplatz der Shopping Mall Wien Mitte. Das orangefarbene Licht der Laternen leuchtet mit der kaltweiß illuminierten Architektur des Gebäudes um die Wette. Am Ende gewinnt keines der beiden. Sie harmonieren ganz gut, denke ich mir, eigentlich fast ein Bühnenlicht für eine Theaterszene. Ich wende meinen Blick wieder gerade aus. Das Licht der Ampel in naher Ferne schaltet auf Grün. Ich beschleunige meinen Gang, möchte die Straße noch vor Rot überqueren. Dabei eile ich direkt an einem Mann vorbei, der an einer City-Bike-Station ein Fahrrad auszuleihen scheint. „Excuse me, can you help me please?“ sagte er zu mir und geht dabei drei Schritte auf mich zu. Ich trete neben ihn an den Bildschirm der Ausleih-Station. Als ich auf den Bildschirm schaue, bemerke ich dass ich selbst noch nie ein City Bike in Wien ausgeliehen habe und keine Ahnung habe. Während ich mit ihm versuche, das System zu verstehen, kommen wir ins Gespräch. Er sei für zwei Monate in der Stadt, erzählt er, beruflich. Er arbeitet im Marketing einer US-amerikanischen Firma. Ich klicke mich durchs Menü. Das Ausleihsystem ist umständlich. Anmeldung mit Bankkarte. Wir geben auf. Ob er mir auch schnell helfen würde, frage ich ihn. Wir hören uns die Nachricht an. Das sei definitiv keine ost-afrikanische Sprache, antwortet er mir. In seiner Familie wird Swahili gesprochen, die Amtssprache Tansanias. Er zählt mehrere Sprachen auf, an die er denken muss, wenn er die Nachricht hört. Einige kann ich bereits ausschließen, weil ich sie schon auf meiner Ausschlussliste stehen habe, die ich angefangen habe zu führen. Als letzten Tipp gibt er mir mit auf den Weg, ich solle mich auf die Grenzregionen zwischen dem asiatischen und europäischen Raum konzentrieren. Die gesuchte Sprache klinge wie eine Mischung aus Lauten, die aus beiden Kontinentalräumen zu kommen scheinen. Er wird nun einen Scooter leihen. Das ist einfacher. Meine Ampel blinkt.